Interview
Das neue AGILOX OPS kommuniziert mit anderen Gräten im Schwarm. - © AGILOX
04.09.2024

„Die Roboter-Flotte optimiert sich selbst durch Schwarm-Technologie“

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um einen Artikel aus der Fachzeitschrift FTS-/AGV-FACTS. Im aktuellen Heft sowie im Archiv finden Sie viele weitere interessante Berichte aus der Zeitschrift. Schauen Sie doch dort mal vorbei.
FTS-/AGV-FACTS

„Die Roboter-Flotte optimiert sich selbst durch Schwarm-Technologie“

Mit mehr als 1.400 Autonome Mobile Roboter (AMR) im Einsatz ist die AGILOX Services GmbH einer der führenden Anbieter in diesem Segment. Im Interview mit der FTS-/AGV-Facts spricht Jürgen Baumgartner, Chief Sales Officer, über die technischen Lösungen und das rasante Wachstum des Unternehmens und innovative Ideen sowie die Zukunft der Robotik.

Herr Baumgartner, auf der LogiMAT hat Ihr Unternehmen das Omnidirectional Platform Shuttle (OPS) vorgestellt und betritt damit den Markt für Unterfahr-AMR. Was kann das OPS was die Konkurrenz nicht kann?

Das AGILOX OPS adressiert viele Probleme, die wir bei unseren Kund:innen sehen. Zum einen kann es Lasten bis zu 1,500 kg heben und extrem schnell (1,9 m/s) bewegen. Und das, auf minimalem Platz aufgrund der kompakten Bauweise und einem omnidirektionalen Antriebssystem.

Zum anderen ist das Shuttle mit der AGILOX X-Swarm Technologie ausgestattet. Diese Technologie gewährleistet eine nahtlose Interaktion des OPS mit anderen AMR-Modellen in einem Schwarm. Flotten können einfach und schnell durch zusätzliche Roboter innerhalb weniger Stunden erweitert werden. Alle AMRs eines Schwarms kommunizieren direkt und tauschen mehrmals pro Sekunde Informationen über die eigene Position und ihren aktuellen Status aus. So verteilen sie Bestellungen intelligent. Waren werden automatisch bereitgestellt, freie Wege gefunden und sie passen sich problemlos an Veränderungen in der Umgebung an. Beim Ausfall eines Roboters übernimmt der restliche AMR-Schwarm und sorgt für einen gesicherten Warenfluss. 

Unterversorgungen und Durchlaufzeiten werden vollautomatisch optimiert. Dank Schnellladung ist jeder AMR in wenigen Minuten wieder einsatzbereit.

AGILOX betont die besondere Eignung des OPS für Brownfield-Anlagen. Das ist die Königsklasse für FTS. Was sind für Sie die entscheidenden Kriterien, die für das OPS sprechen?

Einer der wesentlichen Vorteile von AGILOX ist, dass keine Infrastruktur erforderlich ist. Wir entwickeln unsere Systeme nach einem „Plug & Perform“-Ansatz. Man benötigt lediglich ein WLAN und eine Steckdose. Es gibt keinen Leitrechner. Alle AMRs eines Schwarms kommunizieren direkt und tauschen mehrmals pro Sekunde Informationen über die eigene Position und ihren aktuellen Status aus. So verteilen sie Bestellungen intelligent. Waren werden automatisch bereitgestellt, freie Wege gefunden und sie passen sich problemlos an Veränderungen in der Umgebung an. Beim Ausfall eines Roboters übernimmt der restliche AMR-Schwarm die Verantwortung und sorgt für einen gesicherten Warenfluss. Bauliche Veränderungen sind nicht erforderlich. Unsere AMRs können innerhalb von 12h in Erstbetrieb genommen werden. Weitere AMRs innerhalb weniger Stunden. Das ist einer der Gründe, warum das neue OPS und alle unsere Modelle ideal geeignet sind für Bestandsanlagen. Ein weiterer Vorteil ist, dass das AGILOX OPS äußerst kompakt gebaut und zudem mit einer omnidirektionalen Antriebstechnologie ausgestattet ist. Damit kann sich das AGILOX OPS um seine eigene Achse drehen.

Jürgen Baumgartner, Chief Sales Officer, AGILOX Services GmbH. - © AGILOX
Jürgen Baumgartner, Chief Sales Officer, AGILOX Services GmbH. © AGILOX
Wie oft werden Ihre AMR in Brown- oder in Greenfield-Anlagen eingesetzt?

Grundsätzlich lassen sich unsere AMRs sowohl in Greenfield und Brownfield-Anlagen einfach und schnell einsetzen. Durch die kompakte Bauweise und das omnidirektionale Antriebssystem sehen wir besonders häufig Brownfield-Anlagen.

Das Thema KI ist auf dieser LogiMAT allgegenwärtig. Welche Rolle spielt KI tatsächlich für Ihre Softwareentwicklung?

Wir nutzen KI bereits in vielen Anwendungen. Unsere AMRs kommunizieren mehrmals pro Sekunde miteinander und reagieren vollkommen autonom auf unerwartete Ereignisse. Steht beispielsweise am Hindernis am Weg, so umfahrt das AMR dieses und teilt den Status mit dem gesamten Schwarm. Die Flotte optimiert sich also selbst. Die Autonomie und das Situationsbewusstsein unserer Roboter lassen sich selbstverständlich durch viele weitere Möglichkeiten verbessern und hier sehen wir ein noch sehr großes Potenzial.

Sie haben vor kurzer Zeit einen neuen Vertriebsstandort in Frankreich eingeweiht. Wie schätzen Sie die Relevanz des europäischen Wirtschaftsraumes für die Entwicklung von AMR und logistikrelevanter Software ein?

Europa ist und bleibt einer unserer Kernmärkte. Wir sehen einen hohen Bedarf an Automatisierungslösungen. Das liegt zum einen an einem Fachkräftemangel und zum anderen an dem immer steigendem Anspruch einer unterbrechungsfreien Materialflussversorgung und den damit einhergehenden Service Levels – egal ob das im Pharma-, Lebensmittel-, Automotive-, Kosmetik- oder sonstigen Sektoren ist. Intralogistik ist nicht mehr nur ein unterstützender Prozess im gesamten Wertschöpfungsprozess, sondern ein wesentlicher Erfolgsfaktor um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Neben Ihrem österreichischen Hauptsitz haben Sie in Europa noch Standorte in Deutschland und Frankreich. Wie sieht da die weitere Planung aus?

Neben unseren eigenen Standorten haben wir ein starkes Vertriebsnetzwerk mit knapp 30 Partnern aufgebaut, welches wir ständig erweitern. Wir sehen beispielsweise in EMEA noch viel Potenzial, haben aber selbstverständlich auch Wachstumspläne für Europa und unseren wichtigsten Wachstumsmarkt Nord-Amerika.

Blick auf die Zentrale in Österreich. - © AGILOX
Blick auf die Zentrale in Österreich. © AGILOX
Außerhalb Europas haben Sie Standorte in den USA und in China. Welche Bedeutung haben diese beiden Märkte für Sie in Zukunft?

Nordamerika ist unser stärkster Wachstumsmarkt. Wir haben ein Team von knapp 40 Mitarbeitern vor Ort und weihen heuer einen neuen Standort ein. Wir sehen in Nordamerika ein sehr großes Potenzial für AGILOX. Seit 2022 haben wir auch einen Standort in Shanghai, China für den APAC-Raum um dort unsere Expansion weiter voranzutreiben.

Insbesondere in China hat sich das Wachstum verlangsamt, viele Unternehmen setzen heute auf Indien. Hat sich durch diese Entwicklung an Ihrer Strategie etwas geändert?

Wir halten unserer Wachstumsstrategie fest und adaptieren diese selbstverständlich an dynamische Marktveränderungen. Wir sehen vermehrt Anfragen aus Indien und stellen uns dafür auch auf. AGILOX wurde 2017 gegründet, mittlerweile beschäftigen wir weltweit mehr als 250 Mitarbeiter. Die Zahl der Kunden wächst kontinuierlich. Wir bauen unser lokales Vertriebsteam, aber vor allem auch unser Partnernetzwerk immer weiter aus, um noch näher an unseren Kunden zu sein.

Was sind die generellen Trends im Bereich mobiler Robotik und was sind Ihres Erachtens die größten Wachstumsmärkte hierfür?

Da ist der Fachkräftemangel zu nennen: Viele Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Die Auswirkungen sind enorm und können die Geschäftsfähigkeit eines Unternehmens massiv beeinträchtigen. Insbesondere bei intralogistischen Prozessen kommt es oft zu wiederkehrenden Tätigkeiten durch Fachkräfte. Durch den Einsatz von Automatisierungslösungen können diese entlastet und an anderen wichtigen und dringenden Stellen eingesetzt werden. AMRs übernehmen den innerbetrieblichen Transport von Waren und verbinden so Produktions- und Lagerprozesse vollkommen autonom und ohne den Einsatz von Fachkräften.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einfachheit: Der hohe Bedarf an Automatisierungslösungen führt zu schnelleren Entscheidungsprozessen. Die Nachfrage nach Lösungen mit extrem kurzer Integrationszeit und einfacher Bedienbarkeit steigt. AMRs von AGILOX sind innerhalb von 12 Stunden betriebsbereit, und Flotten können innerhalb weniger Stunden nach einem „Plug & Perform“-Ansatz erweitert werden. Workflows und Aufgaben können einfach angepasst werden, und ein offenes Schnittstellenkonzept sichert die notwendige Flexibilität.

Wichtig ist ebenso die schnelle Amortisation: Wir beobachten bei unseren Kunden einen starken Fokus auf schnelle Amortisationszeiten. In der Gesamtkostenberechnung werden sämtliche Investitions- und Betriebskosten berücksichtigt. Flexible Finanzierungsmodelle wie beispielsweise „Movement as a Service“ spielen dabei eine wesentliche Rolle, um Lösungen noch schneller realisieren zu können.

(Quelle: FTS-/AGV-FACTS)

Schlagworte

AMRAutonome Mobile RoboterFachkräftemangel

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